Bautzen, DER LANDKREIS

Landrat Udo Witschas dankt für Bürgergespräch in Burkau

Landrat Udo Witschas
24.01.2025

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Beim Bürgergespräch „Auf ein Wort“ am Donnerstag, den 23.01.2025 im Bürgerhaus Burkau wurden zahlreiche Themen besprochen, die die Einwohnerinnen und Einwohner der Region bewegten. An der Veranstaltung nahmen etwa 40 Bürgerinnen und Bürger teil, um mit Landrat Udo Witschas, Beigeordneten sowie den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden ins Gespräch zu kommen.

Das waren die Themen

Wohnraumentwicklung und Zuzug

Ein Bürger aus Großharthau, der eine Ferienwohnung betreibt und einen Seelsorgedienst anbietet, sprach die Herausforderungen an, denen viele Menschen aus Dresden gegenüberstehen – insbesondere die hohen Mietpreise. Er fragte, wie man den Menschen verdeutlichen könne, dass das Leben in der Region Bautzen günstiger und attraktiv sei.

Landrat Udo Witschas erklärte, dass der Landkreis eng mit Meißen und Dresden zusammenarbeite, da dort durch Großansiedlungen der Wohnraum knapp sei. Er betonte, dass Bautzen ebenfalls von Zuzügen profitiere, insbesondere in den Gemeinden Radeberg und Arnsdorf. Um den Bedarfen gerecht zu werden, sei jedoch auch der Ausbau der Infrastruktur, wie etwa im Bereich Kitas, notwendig. „Wir benötigen mindestens 20.000 neue Einwohner, um die zukünftigen Anforderungen zu decken,“ so der Landrat.

Bischofswerdas Oberbürgermeister Prof. Dr. Große ergänzte, dass viele der Zuzüge aus Dresden erfolgen und die Region gute infrastrukturelle Voraussetzungen biete. Was allerdings fehle, sei eine S-Bahn-Anbindung, da diese einen psychologischen Effekt hätte und die Attraktivität der Region weiter steigern würde. Der Landrat erklärte, dass er sich als Verbandsvorsitzender für die Elektrifizierung einsetze. Gleichzeitig forderte er die Einwohner auf, selbstbewusst für die Region zu werben.

Großharthaus Bürgermeister Jens Krauße schlug vor, eine gemeinsame Plattform zu prüfen, auf der Wohnungsangebote der großen Anbieter und Kommunen gebündelt würden. Er wies darauf hin, dass ein maßvolles Wachstum entscheidend sei, da die Kitas bereits jetzt stark ausgelastet seien.

Die Beigeordnete Dr. Romy Reinisch ergänzte dazu, dass der Landkreis die Integrate-App für Rückkehrer und Arbeitnehmer aus dem Ausland anbiete. Diese würde bereits viele Informationen auch im Bereich Wohnungsangebote aufzeigen. „Jeder, der in unseren Landkreis ziehen möchte, kann die App gern ausprobieren“, ermunterte sie.

Sportstätten und Schulunterricht

Ein Anwohner aus Burkau, der aus Dresden zugezogen ist, schilderte Probleme mit dem Sportunterricht, da der Sportplatz aufgrund von verschiedenen Besitzverhältnissen nicht ausreichend genutzt werden könne und in keinem guten Zustand sei. Burkaus Bürgermeister Sebastian Hein erklärte, dass der Hartplatz Fremdeigentum sei und die Gemeinde ihn nur pachte. Fördermittel zu beantragen sei daher aktuell nicht möglich. Seit 2021 würden Gespräche mit den Eigentümern geführt, bisher jedoch ohne Erfolg.

Landrat Witschas wies darauf hin, dass der Landkreis bei der Akquise von Fördermitteln unterstützen könne, beispielsweise über den Kreissportbund oder die Sächsische Aufbaubank. „Ich verstehe, dass sich die Vereine weiterentwickeln wollen. Leider sind die Eigenanteile oft eine große Hürde,“ so der Landrat.

Eine Burkauer Gemeinderätin und Mutter sprach den Unterrichtsausfall an den weiterführenden Schulen an. Sie fragte, ob hybride Unterrichtsmodelle eine Lösung sein könnten. Landrat Witschas erklärte, dass der Landkreis für die Ausstattung der landkreiseigenen Schulen sorge und die Digitalisierung für diese weitgehend abgeschlossen habe. Die Verantwortung für Lehrpersonal liege jedoch beim Freistaat Sachsen, der aktuell mit großen Problemen konfrontiert sei.

Der Erste Beigeordnete Jörg Szewczyk berichtete von einem Pilotprojekt im Landkreis Görlitz, das künftige Lehrkräfte durch Praktika früher an den ländlichen Raum binden solle. Der Landkreis habe großes Interesse an einer Beteiligung. „Ich führe dazu viele Gespräch und hoffe, wir können dieses Projekt auch auf unseren Landkreis ausweiten.“

Radwege und Verkehrsanbindung

Ein Anwohner und Gemeinderat aus Burkau, kritisierte den schlechten Zustand des Radwegenetzes. Insbesondere die fehlende Anbindung zwischen Rammenau und Burkau sei ein Sicherheitsrisiko. Die Beigeordnete Dr. Romy Reinisch erklärte, dass sie sich mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr in Verbindung setzen werde, um die Priorisierung des Projekts zu klären. Landrat Witschas stellte klar, dass der Bau von Radwegen in die Zuständigkeit des Freistaates falle, der Landkreis sich jedoch für das Anliegen starkmachen würde.

Bibliotheken und Öffentlicher Verkehr

Eine Bibliothekarin aus Rammenau erkundigte sich, ob die Kreisergänzungsbibliothek geschlossen werde und wie es weitergehe. Landrat Witschas erklärte, dass im Dezember ein Haushaltsbeschluss gefasst worden sei und eine Entscheidung voraussichtlich im Februar getroffen werde. „Wir müssen gemeinsam mit den Städten und Gemeinden ein Konzept erarbeiten, um uns gegenseitig zu unterstützen,“ so der Landrat. Der Erste Beigeordnete Jörg Szewczyk führte aus, dass Optimierungen im Bibliothekswesen untersucht würden, ohne die Leistungen auf dem Land einzuschränken. Gespräche mit größeren Städten seien bereits im Gange.

Ein Rückkehrer aus Bayern und jetzt Anwohner in Burkau, schilderte Probleme mit dem öffentlichen Verkehr. Insbesondere das Umsteigen seiner Kinder an unsicheren Haltestellen an der B98 sowie die schlechte Anbindung bei Spätschichten seien problematisch. Landrat Witschas erklärte, dass der Landkreis das ÖPNV-Angebot im Jahr 2022 bereits erhöht habe und jährlich 23 Millionen Euro zuschieße. Dennoch könne nicht jede Verbindung abgedeckt werden. „Wir nehmen das Thema mit und prüfen, was möglich ist,“ so der Landrat.

Kulturhaus und Infrastrukturprojekte

Ein Burkauer fragte nach dem Stand der Bauarbeiten am Kulturhaus in Bischofswerda. Oberbürgermeister Prof. Dr. Holm Große erklärte, dass das ehemalige Kreiskulturhaus in einem schlechten Zustand sei. Dennoch sei es ein Herzensprojekt für die Stadt und die Region. Dank Strukturmitteln sei es gelungen, das Projekt wirtschaftlich zu gestalten. Das Gebäude, das unter Denkmalschutz stehe, werde neben einem großen Saal für Veranstaltungen auch eine Bibliothek und Räume für einen Hort beinhalten. Ziel sei es, das Kulturhaus bis Ende 2026 fertigzustellen, sodass die 800-Jahr-Feier von Bischofswerda dort stattfinden könne.

Ein Großharthauer erkundigte sich nach dem Stand der Elektrifizierung. Landrat Witschas erklärte, dass das Projekt aktuell nicht im Verkehrswegeplan des Bundes enthalten sei, da der Wirtschaftlichkeitsfaktor als zu gering eingestuft wurde. Angesichts neuer Ansiedlungen wie TSMC und der Bundeswehr sei jedoch eine Neubewertung erforderlich. Der Landkreis werde weiterhin versuchen, auf den Bund Einfluss zu nehmen, um das Projekt voranzutreiben.

Schweinemast und Umweltprobleme

Ein Einwohner aus Frankenthal brachte die Probleme durch eine Schweinemastanlage zur Sprache. Er berichtete von Gülle, die zweimal im vergangenen Jahr den Dorfbach verunreinigt habe, und dem unerträglichen Gestank, der das Leben vor Ort beeinträchtige. Landrat Witschas zeigte sich betroffen und erklärte, dass er die Fachämter mit einer Prüfung der Auflagen beauftragen werde. Sollten diese Missstände fortbestehen, müssten Konsequenzen gezogen werden. Frankenthals Bürgermeister Armin Groh ergänzte, dass es bereits mehrere Beschwerden an das Landratsamt gegeben habe, jedoch bisher keine Lösung gefunden worden sei. Landrat Witschas bekräftigte, sich mit den entsprechenden Ämtern zu diesem Fall noch mal austauschen zu wollen, und danach Rücksprache mit Bürgermeister Groh zu halten.

Kinderbetreuung und Kitaplätze

Ein Anwohner aus Frankenthal wies auf die hohen Kosten für Kitaplätze und Ausstattung hin, die viele Familien belasten. Landrat Witschas stimmte zu, dass dies ein gesamtgesellschaftliches Problem sei. „Wir liegen bei 1,7 Geburten pro Frau, was nicht ausreicht, um die Bevölkerung zu stabilisieren,“ so der Landrat. Bischofswerdas Bürgermeister Prof. Dr. Holm Große kritisierte, dass der Freistaat die Kommunen hier alleinlasse und keine Dynamisierung der Kitazuschüsse vorsehe.

Fazit und Ausblick

Zum Ende des Gesprächs bedankte sich Landrat Witschas bei den Teilnehmern für die konstruktive Diskussion. „Wir konnten nicht alle Anliegen sofort klären, nehmen diese jedoch mit und werden sie prüfen,“ so der Landrat. Er zeigte sich erfreut über die große Teilnahme und blickte optimistisch auf das nächste Treffen.